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24. Juni 2019Was bedeutet eigentlich…“Reallabor“?
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22. August 2019In der Reihe „Was macht eigentlich…?“ stellen wir Ihnen das ENaQ-Projektkonsortium etwas genauer vor: Welche fachliche Expertise bringen die einzelnen Partnerinnen und Partner mit? Was ist ihre Rolle im Projekt? Wie reflektieren sie die Bedeutung von ENaQ für ihr Arbeitsgebiet und für die Region? Hier finden Sie Antworten und Ihre Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner. Heute beantwortet apl. Prof. Dr. Ulrich Scheele von der ARSU GmbH fünf Fragen rund um das ENaQ-Projekt:
Herr Scheele, was machen Sie und ihr Team eigentlich den ganzen Tag?
Ich bin Ökonom und einer der Gesellschafter der Arbeitsgruppe für regionale Struktur- und Umweltforschung GmbH – kurz ARSU – , ein Beratungsunternehmen aus Oldenburg mit etwas mehr als 20 wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, das seinen Standort im Quartier „Alte Fleiwa“ hat. Es ist nicht immer ganz einfach, kurz und knapp zu beschreiben, was wir eigentlich machen. Jemand hat uns mal als einen Gemischtwarenladen bezeichnet, was von außen her gesehen so scheinen mag, aber nur bedingt den Kern trifft.
Die ARSU ist vor mehreren Jahrzehnten aus der Carl von Ossietzky Universität heraus entstanden und war damals etwas, was man heute als Spin-off bezeichnet. Die Gründer*innen kamen aus unterschiedlichen Instituten, vor allem aus den Naturwissenschaften, der Regionalplanung und der Regionalökonomie. Diese Interdisziplinarität spiegelt sich auch heute noch sowohl in der Struktur der Mitarbeiter*innen als auch in unserem Aufgabenspektrum wider. Die Auswirkungen großer Infrastrukturvorhaben auf Umwelt, Natur und Landschaft, die umwelt- und naturverträgliche Gestaltung und das Management von Anpassungs- und Kompensationsstrategien sind wesentliche Bausteine. Insbesondere in den letzten Jahren haben dabei vor allem die Themen Energie, Klimaschutz und Klimaanpassung an Bedeutung gewonnen. Auch hier spielen dann die Entwicklung und Umsetzung von Strategien eine Rolle. Wir sind bundesweit, aber auch im europäischen Kontext tätig, ein räumlicher Schwerpunkt ist jedoch immer noch der Nordwesten Niedersachsens. So breit wie unser Arbeitsprogramm, so vielfältig ist auch die Liste unserer Auftraggeber*innen. Zu diesen gehören sowohl Unternehmen, aber auch Kommunen und Regionen sowie Naturschutzverbände und Bundes- und Landesministerien.
Wir sind dabei immer bestrebt, die Ergebnisse von Forschung in konkretes praktisches Handeln zu transferieren und damit auch Beiträge für eine nachhaltige regionale Entwicklung zu leisten. Wir setzen dabei nach wie vor auf eine sehr enge Kooperation mit der Universität, aber auch mit der Jade- Hochschule: ich selbst bin noch in der Lehre tätig, wir arbeiten mit den Hochschulen in Projekten zusammen, und bieten regelmäßig Studierenden Praktikumsplätze in unserem Unternehmen an. Und nicht zuletzt, sind es die unzähligen Bachelor- und Masterarbeiten, die im Rahmen unserer Projekte entstehen. Diese enge An- und Einbindung an bzw. in die universitären Strukturen zwingt uns als Unternehmen kontinuierlich dazu, uns neuen Ideen und innovativen Ansätze zu öffnen.
Und welchen Beitrag leistet die ARSU GmbH für das ENaQ-Projekt?
Im Rahmen von ENaQ arbeiten wir in enger Abstimmung mit der Universität Oldenburg, der Stadt Oldenburg und dem Oldenburger Energiecluster OLEC e.V. im Bereich der Partizipation. Die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an der Entwicklung des neuen Quartiers ist ja ein ganz zentraler Baustein des gesamten Projektes. Dabei spielt das sog. Konzept der Reallabore eine wichtige Rolle. Sie bezeichnen neue Formen der konkreten Zusammenarbeit von Wissenschaft, Bürgerinnen und Bürger, Stadtverwaltung, Wirtschaft und anderen relevanten Akteur*innen bei der Entwicklung, Erprobung und Umsetzung von Lösungen für gesellschaftlich relevante Problemstellungen. Die Konzipierung und Begleitung dieser Reallaborprozesse gehören u.a. zum Arbeitsprogramm der ARSU. In jüngster Zeit haben wir uns beispielsweise intensiver mit der Frage befasst, wie eine zukunftsfähige Mobilität im Quartier aussehen kann und wie Bürgerinnen und Bürger sich hier mit ihren Vorstellungen und Ideen einbringen können.
Was zeichnet ENaQ Ihrer Meinung nach besonders aus?
Wir haben in vielen unserer Projekte in der Vergangenheit erlebt, dass die Umsetzung von lokalen und regionalen Entwicklungskonzepten nicht an unzureichenden Technologien scheitert und auch nicht immer an fehlenden finanziellen Ressourcen. Vielmehr ist es oft eine mangelnde Berücksichtigung der Ansprüche der Bürgerinnen und Bürger und der jeweiligen rechtlich-regulativen und sozialen Rahmenbedingungen, unter denen die Projekte realisiert werden, die ein Scheitern beeinflusst.
ENaQ verfolgt daher einen Ansatz, bei dem nicht eine Technologie entwickelt und erprobt wird und man dann erst überlegt, wie die Akzeptanz bei den Bewohnerinnen und Bewohnern geweckt werden kann, sondern bei dem die potenziellen Nutzerinnen und Nutzer bereits von Beginn an und unmittelbar in diesen Innovationsprozess eingebunden sind.
Solche Partizipationsprozesse sind nicht einfach und hängen natürlich auch von der Bereitschaft Bürgerinnen und Bürger ab, wir sehen aber in ENaQ schon ein wichtiges Experimentierfeld, auf dem neue Erfahrungen gesammelt werden können.
Der Mensch steht bei ENaQ ja im Mittelpunkt. Welchen konkreten Nutzen für Bürgerinnen und Bürger sehen Sie durch das Projekt?
Wohnen, Nachverdichtung, Klimaschutz, Mobilität und die Sicherung der Umweltqualität sind Themen, die die Menschen in einer weiterhin wachsenden Stadt Oldenburg momentan besonders bewegen. In ENaQ besteht die einmalige Chance, diese sehr unterschiedlichen Ansprüche in einem integrierten Ansatz umzusetzen und gemeinsam ein neues lebenswertes Viertel zu entwickeln. Aber nicht nur die neuen Bewohnerinnen und Bewohner werden davon profitieren, sondern auch die Stadt und ihre Einwohner insgesamt, nämlich dann, wenn es gelingt, die in ENaQ gewonnenen Erkenntnisse auch in anderen Quartiersentwicklungen umzusetzen.
Und zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Träumen Sie manchmal nachts von ENaQ?
Nein! Zumindest erinnere ich mich morgens nicht! Aber wenn ich die Pläne für das neue Quartier sehe und auch auf den diversen Arbeitstreffen mit Projektpartnerinnen und Projektpartnern erfahre, wie ganz langsam das Quartier der Zukunft Gestalt annimmt, dann kann man schon ins Träumen kommen: Warum nicht später dort selbst mit Familie hinziehen?
Kontakt
Arbeitsgruppe für regionale Struktur- und Umweltforschung (ARSU) GmbH
Apl. Prof. Dr. Ulrich Scheele
Dipl.-Ing. , M.A. Ernst Schäfer
Tel.: +49 441 971-7496
E-Mail: scheele@arsu.de / schaefer@arsu.de
www.arsu.de